News Die Brieftaube

Der RegV 256 „Osnabrück und Umgebung“ besteht aus den RVen Dümmersee, Bramsche, Georgsmarienhütte, Osnabrück von 1911, Osnabrück-Nord, Wittekind, Grönegau und Ravensberg-Halle. Für Alttauben wurden im Reisejahr 2022 neun RegV-Flüge durchgeführt und zwei für die Jungtiere. Man beschickt die Süd-Ost-Richtung in zwei konkurrierenden RegV-Gruppen und der RegV-Gesamtliste.

Meisterschaften 2022

RegV-Meisterschaft des Verbandes

RegV-Meisterschaft intern

RegV-Jährigen-Meisterschaft intern

As-Männchen intern

alle 9 Preise

As-Weibchen intern

alle 9 Preise

1. As-Weibchen intern

Jürgen Böttcher, RV Bramsche

Jürgen Böttcher aus der RV Bramsche ist seit Jahren einer der erfolgreichsten Schläge im Regionalverband Osnabrück und Umgebung.

Frage Blum: Wie kamst du zum Brieftaubensport?

Antwort Böttcher: Als ich 11 Jahre alt war, strandete eine Brieftaube auf unserem Hof. Diese habe ich versorgt und gepflegt. Anscheinend so gut, dass Sie nicht mehr wegfliegen wollte. Somit habe ich sie behalten, einen Schlag gebaut und weitere Brieftauben sind gefolgt.

Blum: Das heißt, du hast von Anfang an allein gereist?

Böttcher: Ja, genau. Die ersten 10 Jahre zwar ohne nennenswerten Erfolg, aber man entwickelt sich ja weiter.

Blum: Mit 48 Jahren bist du doch bestimmt noch voll berufstätig. Wie sieht dein Zeitmanagement aus?

Böttcher: Die Zeit, genau aus diesem Grund muss ich mir die Arbeit über das Jahr aufteilen. Im Winter wird gezüchtet und im Sommer gereist. Die Zuchttauben, Jungtauben und die Reisemannschaft im Frühjahr und Sommer gleichzeitig zu versorgen, ist bei mir zeitlich nicht möglich. Das ist auch der Grund, weshalb bei der Alttierreise nur die Weibchen gespielt werden. Natürlich wirkt sich die knappe Zeit auch auf das Training aus. Sofern es möglich ist, trainieren die Weibchen bei gutem Wetter zweimal täglich, von Montag bis Donnerstag für 30 bis 45 Minuten am Haus. Die Jungtauben nur einmal am Tag. Alles in allem muss alles sehr einfach gestaltet werden. Das gilt auch für private Vorflüge. Das heißt bei den Alttauben schaffe ich es vielleicht ein- bis zweimal, bei den Jungtauben eventuell dreimal, dass ich sie auf kurzen Entfernungen selbst trainiere. Danach versuche ich, die Vorflüge der TG mitzumachen.

Den Zuchtpaaren steht jeweils ein Einzelabteil zur Verfügung.

Blum: Das System?

Böttcher: Wie ich bereits sagte, kommen bei der Alttierreise nur die Weibchen an den Start. Diese werden nach der klassischen Witwerschaft gespielt, nachdem sie im Frühjahr ein Gelege überbrütet haben. Der Reiseschlag befindet sich auf einem alten Stallgebäude, vor allen Schlägen befinden sich Volieren. Darin sind während der Reisezeit die Alttauben über Tag ausgesperrt.

Der Reiseschlag von Sportfreund Böttcher befindet sich auf einem alten Stallgebäude, vor allen Schlägen befinden sich Volieren.

Blum: Die Versorgung?

Böttcher: Alle Reisetauben erhalten eine Mischung aus drei leichten Sportmischungen, die zum Ende der Woche etwas schwerer gemacht wird. Zur Gesunderhaltung kommen verschiedene Naturprodukte wie unterschiedliche Kräutermischungen (Oregano usw.), Eiweißpräparate, ein Produkt mit Aminosäuren und eines auf Jod-Basis zum Einsatz. Zusätzlich noch verschiedene Öle. Die Tauben werden, wie allgemein üblich, mit folgenden Impfstoffen geimpft: PMV Rota, PHA und Pocken.

Blum: Du sagtest vorhin, dass du dich weiterentwickelt hast. Bestimmt konntest du von anderen Züchtern etwas lernen?

Böttcher: Das stimmt. Nicht nur durch die Verbesserung der Schläge und der Versorgung wurde ich besser. Natürlich habe ich mich auch nach qualitativ besseren Tauben umgeschaut. Seit mehr als 27 Jahren bin ich Kontakt zu erfolgreichen Züchtern in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Polen, von denen ich sehr viel lernen durfte, und bis heute von den Erfahrungen, gerade älterer Züchter, noch profitieren kann. Die Basis meines heutigen Taubenbestandes bilden Tauben von Gummarus Leysen, Dirk van Dyck, Jan Ouwerkerk, Heinz Klos, Team Kirchmann, SG Otte, Wolfgang Roeper, SG Neuhaus und Sohn, Marnick de Neve und Willy Daniels plus einzelne andere Tauben. Diese Basis wurde über einen Zeitraum von über 25 Jahren zu dem geformt, was es jetzt ist.

Der Jungtierschlag von aussen. Die Jungtauben trainieren aus Zeitgründen nur einmal am Tag.

Die Jungtierschläge sind unterschiedlich gestaltet. In diesem besteht die Möglichkeit, aus den Sitzplätzen Zellen zu machen.

Blum: Was ist dein Wunsch für den Brieftaubensport?

Böttcher: Mein großer Wunsch für den Taubensport der Zukunft wäre, ein deutlich einfacheres Meisterschaftssystem in Deutschland. Ein System, wo es mehr Auswahlmöglichkeiten beim Reisen, vor allem für berufstätige Sportfreunde, gibt. Eine schrittweise Anpassung an die Reisesysteme in Belgien und den Niederlanden. Das Rad muss hier nicht neu erfunden werden, sondern benötigt nur eine neue Ausrichtung!

Vor den Abteilen der Jungtauben befinden sich Volieren, die vom Tauben-Nachwuchs gerne genutzt werden. 

SG Gustke/Rettberg, RV Bramsche

Die SG Gustke/Rettberg wurde 2017 gegründet, als Carsten Gustke seinen Neffen Marc Rettberg mit dazu holte. Dieser hatte bis dahin keinen Kontakt zu Brieftauben.

Carsten Gustke, 49 Jahre alt, hatte bereits als Jugendlicher Brieftauben. Nach langer Pause wurde dann 2009 ein Gartenschlag erbaut und 2022 dann auch Carstens Tochter Carolin, 8 Jahre, angemeldet. Ihr Hauptinteresse gilt den Jungtauben.

Motivation

Die Stärke der SG liegt definitiv in der gegenseitigen Motivation. Die Aufgaben sind klar verteilt und die Versorgung erfolgt gemeinsam. Jeder kann sich zu 100 Prozent auf den Schlagpartner verlassen.

Schlaganlage

Nach einigen Umbaumaßnahmen und Vergrößerungen der Schlaganlage war das Reisejahr 2022 das erfolgreichste der Schlaggemeinschaft. Die Schlag-Front besteht aus drei Reiseschlägen. Im linken Schlag ist Platz für 13 Vögel, der mittlere Schlag ist der größte und hat 32 Zellen. Von hier werden die Weibchen gespielt. Über Tag werden sie in die Voliere ausgesperrt. Diese ist von allen Seiten gegen Zugluft geschützt. Der rechte Schlag bietet Platz für 80 Jungtauben. Dahinter befinden sich die Zuchtschläge und Volieren für die Partner der Reisetauben.

Zucht

Um die Weihnachtszeit werden die 15 Zuchtpaare angepaart. Ziel ist es, von jedem Zuchtpaar drei Gelege zu bekommen. Es gibt bereits feste Zuchtpaare, die sich bewiesen haben. Im Januar werden dann das erste Mal die Reisetauben gepaart. Die Reiseweibchen dürfen sich Ihren Partner selbst aussuchen. Von den besten Reisetauben werden ebenfalls Jungtiere gezüchtet.

System

Im März werden die Reisetauben nach dem 1. Gelege wieder getrennt, dann erhalten sie zum ersten Mal Freiflug. Anfang April sind die Tauben dann für etwa 2 Wochen wieder mit Ihrem Partner zusammen. Während dieser Zeit werden sie täglich auf kurzen Distanzen trainiert, soweit es das Wetter zulässt. Etwa 14 Tage vor dem ersten Preisflug werden die Reisetauben getrennt. Je nach Zeitpunkt der Anpaarung kann dies auch mal später werden. Ab diesem Zeitpunkt bekommen die Reiseweibchen ihr Reisefutter und werden täglich zweimal trainiert.

Im Jahr 2022 wurden aus dem Schlag, in dem vorher die Vögel gesessen hatten, das erste Mal die Reiseweibchen geschickt. In dieser Saison wurden nur Weibchen gespielt und ebenfalls das erste Mal auf die totale Witwerschaft verzichtet, mit der Überzeugung, dass der Partner zuhause sein muss. In der Saison 2023 wurden dann nach Umbauarbeiten auch wieder jährige Vögel geschickt.

Die Reiseweibchen werden am Tag ausgesperrt. Abends sitzen sie im Reiseschlag in ihren Zellen. Bei der Rückkehr der Reiseweibchen vom Preisflug sind ihre Vögel in den Zellen eingesperrt. Die Weibchen dürfen etwa eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft zu ihren Partnern. Sie bleiben jedoch nicht länger als 3 Stunden zusammen.

Die Tauben bekommen im Winter keinen Freiflug. Im Frühjahr, zu Beginn der Trainingsphase, bekommen die Tauben sowohl morgens und abends Freiflug. In der Saison wird auf Zwangstraining verzichtet. Fliegen die Tauben morgens am Haus über eine Stunde, so wird am Abend auf das Training verzichtet. Privat wird auf etwa 8 km und zwei- bis dreimal auf 30 km trainiert. Bei den privaten Trainingsflügen auf großer Entfernung waren die Verluste und Verletzungen einfach zu groß.

Versorgung

Am Morgen übernimmt Marc Rettberg die Versorgung. Am Abend erledigen dieses beide Züchter gemeinsam. Gefüttert wird in der Saison ein Grundfutter von Beyers, das nicht zu schwer ist. Wenn die Tauben vom Flug zurückkehren, steht ihnen ein leichtes Futter zur Verfügung. Über die Tränke bekommen Sie BT-Amin forte. Am späten Nachmittag, nach dem Trennen, haben die Tauben richtig Appetit und erhalten genügend Futter, sodass sie auch satt sind. Dieses erachten die Sportfreunde der SG als sehr wichtig. Bei dieser Mahlzeit erhalten die Tauben die Basismischung ohne Zusätze. Zusätzlich wird ausreichend Grit zur Verfügung gestellt.

Am Tag nach dem Preisflug wird das Reisefutter mit einem Eiweißfutter ergänzt. Über die Tränke erhalten sie auch an diesem Tag BT-Amin forte. Wir versuchen so, eine optimale Versorgung sicherzustellen.

Montags und dienstags wird dem Basisfutter Blitz, Moorgold, Immunbooster und Entrobac beigemischt. Abends wird wieder satt gefüttert. Über die Tränke wird an den beiden Tagen Avidress und Usnegano verabreicht. Am Mittwoch und Donnerstag werden dem Futter keine Zusätze zugeführt, aber zusätzlich Hanf. Die Hanfmenge wird je nach Entfernung und schwere des Fluges erhöht, bis maximal 20% Hanf am Donnerstagabend.

Bei Flügen über 500 km werden bei den letzten Fütterungen noch Sonnenblumenkerne dazu gefüttert, bis zu 10% am Donnerstagabend. Über die Tränke erhalten sie wieder BT-Amin forte. Am Freitag werden die Tauben satt gefüttert und bekommen nur klares Wasser. Grit wird nicht mehr gefüttert und sie bekommen die Möglichkeit zum Baden.

Jungtauben

Da es nur einen Jungtierschlag gibt, können die Tiere nicht nach Gelegen oder Geschlechtern getrennt werden. Die Jungtauben werden nicht verdunkelt, aber ab dem 21.Juni belichtet. Den Sportfreunden ist es wichtig, dass ihre Jungtauben alle erforderlichen Impfungen bekommen. Dazu gehört die Dreifach-Impfung und die Impfung gegen die Jungtierkrankheit, die zweimal durchführt wird, um das Risiko von Infektionen zu reduzieren. Für spezifische Impfungen und den optimalen Impfzeitpunkt steht man in engem Kontakt zu einem Tierarzt.

In den ersten Wochen bekommen die Jungtiere Freiflug, wie sie es möchten. Da ständig neue Jungtauben in den Jungtierschlag nachgesetzt werden, ist es schwierig, die ersten Monate schon mit der Fahne zu trainieren. Wann mit diesem Training begonnen wird, hängt damit zusammen, wann die letzten Jungen abgesetzt wurden. Es werden so oft wie möglich die Trainingsflüge mit dem Kabi genutzt, private Trainingsflüge werden so gut wie gar nicht durchgeführt. Die volle Aufmerksamkeit erhalten die Jungtauben erst nach Beendigung der Alttierreise und sie erhalten dann dieselbe Versorgung wie die Reisetauben. Wichtig ist, dass die Jungtauben gesund sind und alles bekommen, was sie benötigen.

Taubenstamm

In den Jahren 2018 und 2019 man sich mit Tauben von Klaus Steinbrink verstärkt, sodass die Basis der Tauben zu 50% aus Steinbrink-Tauben besteht. Diese Tauben wurden gekreuzt mit Tauben der SG Bleibtreu/Podscharly und von Züchtern wie Karl Buse, Maik Lambracht und Jürgen Böttcher aus der eigenen RV.

Die zwei besten Tauben 2022 waren die 0144-20-243 mit 13/12 Preisen und 803 As-Punkten. Der Vater ist von Klaus Steinbrink und die Mutter von der SG Bleibtreu/Podscharly. Die zweite dann die 0144-21-68 mit 13/11 Preisen und 748 As-Punkten. Ihr Vater ist ebenfalls von Klaus Steinbrink und die Mutter ist eine Schimmeltäubin von Karl Buse.

In die Saison 2022 starten die SG Gustke/Rettberg mit 24 Weibchen. Während der 13 Preisflüge gingen nur 2 Weibchen verloren.

Erfolge 2022:

12. RegV-Meister des Verbandes

7. interne RegV-Meister

2. interne RegV-Jährigenmeister

8. RegV-Gruppenmeister

1. RegV-Juniorenmeister (Carolin)

2. RV-Meister

1. RV-Jährigenmeister

3. RV-Weibchenmeister

Autor: Gerhard Blum